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Unternehmerischer Gewinn vs. buchhalterischer Gewinn

Gewinnermittlung mit den Opportunitätskosten

Bei der Gewinnermittlung lernt man in der Schule vor allem den buchhalterischen Gewinn, also die Gegenüberstellung der Kosten und Erträge, um festzustellen, ob man erfolgreich wirtschaften konnte oder nicht. In der Volkswirtschaftslehre gibt es die Gewinnermittlung natürlich auch, aber wer nun das gleiche Verfahren annimmt, irrt, und zwar deutlich. Beides - der buchhalterische Gewinn und der unternehmerische Gewinn - haben zwei Grundfaktoren anzubieten, nämlich die Erlöse als Einkommen und die expliziten Kosten.

Erlöse als Einkommen bei der Gewinnermittlung

Die Erlöse stellen die Summe der Geldmenge dar, die in das Unternehmen fließt, zum Beispiel durch Verkauf von Handelswaren oder durch Dienstleistungen, die man den Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellt. Diese Gelder sind die Grundlage für die Gewinnermittlung. Keine Erlöse ergibt auch keine Chance auf einen Gewinn - in welcher Form auch immer.

Explizite Kosten = Ausgaben als Opportunitätskosten

Bei den Opportunitätskosten als Verzichtkosten sind die expliziten Kosten jene, die mit Belege erfassbar sind. Es gibt also tatsächliche Ausgaben, zum Beispiel für die Bezahlung von Büromaterial, Miete, Personal und viele andere Kosten, die im Unternehmen entstehen. Dazu zählen natürlich auch Einkäufe von Rohstoffe, Handelsmaterial und vielem mehr. Diese Kosten werden in der Buchhaltung erfasst und berücksichtigt, sie kennt auch der Ökonom. Diese Kostenart ist also in beiden Denksystemen enthalten.

Buchhalterischer Gewinn

Für den buchhalterischen Gewinn ist damit die Aufgabenstellung bereits erfüllbar. Die Differenz von Erlöse und explizite Kosten ergibt den Gewinn, den die Buchhalterin oder der Buchhalter errechnet.

Implizite Kosten

Der Ökonom im Sinne der Volkswirtschaftslehre gibt sich damit aber nicht zufrieden. Er berücksichtigt nämlich auch die impliziten Kosten. Damit entsteht ein großer Unterschied zum Buchhalter, denn diese Kosten stehen keinen echten Ausgaben gegenüber. Wenn man zwei Aufgaben erfüllen kann und sich für eine entschiedet, verzichtet man auf die Einnahmen, die durch die zweite Aufgabe erwirtschaftet werden könnten. Es sind dies Gelder, für die man keinen Euro ausgibt, aber die dennoch im Sinne des unternehmerischen Gewinns Kosten verursachen.

Das Fazit: unternehmerischer Gewinn vs. buchhalterischer Gewinn

Der unternehmerische Gewinn ist stets niedriger als der buchhalterische, weil beim unternehmerischen Gewinn nicht nur die expliziten, sondern auch die impliziten Kosten berücksichtigt werden.

Der Buchhalter sagt. Wenn die Erlöse höher sind als die expliziten Kosten, dann ist ein Gewinn erwirtschaftet worden.
Der Ökonom sagt, wenn die Erlöse höher sind als die expliziten UND impliziten Kosten, dann ist ein Gewinn gegeben.

Beispiel zur Verdeutlichung

Angenommen, man kauft für EUR 1.000.000,-- ein Bürogebäude zur Gründung eines Unternehmens, dann sieht der Ökonom Opportunitätskosten im Sinne des Zinsentganges, den man mit dem Anlegen (Sparen) des Geldes hätte erhalten können. Bei einem so hohen Betrag wären vielleicht 5 % möglich gewesen, also EUR 50.000,-- pro Jahr. Der Buchhalter reagiert gar nicht.

Wenn nun aber die Hälfte durch einen Kredit finanziert wird und der Einfachheit halber werden wieder die 5 % als Zinsen angenommen, dann sieht der Buchhalter einen Kostenfaktor von EUR 25.000,-- als Kreditzinsen. Der ökonom sieht noch immer den Kostenfaktor von EUR 50.000,--, aber geteilt in implizite Kosten von der Hälfte und explizite von der zweiten Hälfte.

Das heißt: Die Kosten sind unternehmerisch doppelt so hoch als buchhalterisch. Die Schlussfolgerung ist, dass im Sinne der Volkswirtschaftslehre und der Denkweise der Ökonomen erst dann ein Gewinn gegeben ist, wenn die Erlöse - in diesem Beispiel durch das neue Unternehmen mit dem Bürogebäude - höher sind als diese EUR 50.000,--. Der Buchhalter schafft dies schon bei EUR 25.000,--, deshalb ist der Gewinn laut Buchhaltung stets höher als jener laut Ökonomen. Zweiterer ist aber dementsprechend realistischer, weil er die gesamten wirtschaftlichen Möglichkeiten berücksichtigt. Man kann Geld kurzfristig erfolgreicher anlegen, mittelfristig erweist sich die buchhalterische Methode als nicht haltbar, die ökonomische zeigt ein realistischeres Bild, was man aus seinen Möglichkeiten gemacht hat.

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Erlöse und Gewinne der Unternehmen sind für die gesamte Volkswirtschaft von großer Bedeutung. Der Gewinn interessiert das Finanzamt wegen der zu erwarteten Steuerzahlungen, aber in der Volkswirtschaft geht es um noch viel mehr, weil Investitionen, Arbeitsplätze und viele weitere Themen damit verknüpft sind. Der unternehmerische Gewinn ist daher ein wichtiger Begriff ebenso wie der Gesamterlös.

Aber auch die Kosten sind ein wichtiges Analysekapitel in der Volkswirtschaft mit durchaus anderen Ansätzen. Definitionen wie Kosten oder Gesamtkosten kennt man in der Kostenrechnung und Buchhaltung auch, aber die Opportunitätskosten als entgangene Möglichkeiten trifft man dort nicht an. Eine Unterscheidung gibt es auch zwischen explizite Kosten und implizite Kosten.

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unternehmerischer Gewinn laut VWLArtikel-Thema: Unternehmerischer Gewinn vs. buchhalterischer Gewinn
Beschreibung: In der 📊 Volkswirtschaftslehre gibt es beim unternehmerischen ✅ Gewinn neben den Einnahmen auch die Opportunitätskosten, die die Buchhaltung gar nicht kennt.

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